„Ich hatte bisher nie die Möglichkeit, in die Schule zu gehen. Das tue ich jetzt, auch wenn ich dadurch das Mittagessen im Heim verpasse. Aber die Angst, in den öffentlichen Verkehrsmitteln ohne Ticket erwischt zu werden, ist jeden Tag schlimm“, erzählt der 17-jährige Amir*.
Tausende junge Geflüchtete, die in Wien Bildungskurse in Anspruch nehmen, haben keinen Zugang zu leistbaren Fahrscheinen für die öffentlichen Verkehrsmittel. „Im schlimmsten Fall heißt das, dass die Jugendlichen nicht in die Schule kommen – weil sie das Geld für einen Fahrschein nicht auslegen können und Angst haben, beim Schwarzfahren erwischt zu werden. Das bedeutet für uns, dass wir die Tickets aus Spendengeldern finanzieren müssen, sonst können die Jugendlichen unser Angebot nicht wahrnehmen oder verschulden sich auf dem Weg zur Schule“, berichtet Sina Farahmandnia von „PROSA – Projekt Schule für Alle“, das 180 Jugendlichen einen Schulplatz bietet.
Das „Top-Jugendticket“ für SchülerInnen oder Lehrlinge gilt für Asylsuchende nicht. Wenn sie in Wien Bildungsangebote wie das neu geschaffene Jugendcollege besuchen, können die Jugendlichen zwar um eine Rückerstattung der Fahrtkosten ansuchen. Das bedeutet jedoch auch, dass das Geld ausgelegt werden muss: Geld das Geflüchtete, die im Rahmen der Grundversorgung 40€ Taschengeld im Monat bekommen, meist nicht haben.
Das stellt sowohl die betreuenden Einrichtungen als auch die Jugendlichen selbst vor große Herausforderungen. Die Abwicklung der Rückerstattung ist voller bürokratischer Hürden und für die involvierten Vereine und Einrichtungen enorm ressourcenaufwendig. Für Asylsuchende, die z.B. aus Niederösterreich nach Wien in die Schule kommen, müssen Einrichtungen wie PROSA die Fahrscheine über Spenden finanzieren, um ihnen überhaupt den Weg zum Kursprogramm zu ermöglichen.
In Wien wurden zahlreiche Schul- und Bildungsangebote für junge Geflüchtete geschaffen – sorgen wir dafür, dass die SchülerInnen diese auch wahrnehmen können!
Unterzeichne unseren offenen Brief an die zuständigen Stellen der Stadt Wien, der Wiener Linien, des Verkehrsverbunds Ost-Region (VOR), des BMVIT und des BMFI und fordere Sie auf, eine unbürokratische Lösung zu finden, z.B. das „Top-Jugendticket“ auf geflüchtete Jugendliche auszuweiten – damit alle in die Schule fahren können!
*Name zum Schutz des Betroffenen geändert.
Kooperationspartner: Verein „Vielmehr für Alle!“
"Vielmehr für Alle! Verein für Bildung, Wohnen und Teilhabe" vereint zivilgesellschaftliches Engagement mit professionellem Know-How und setzt sich für gesellschaftliches Zusammenwachsen ein. Im Rahmen von PROSA – Projekt Schule für Alle! werden Basisbildungs- und Pflichtschulabschlusskurse für junge Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrung angeboten. www.vielmehr.at